Kauknochen

Für viele Hundebesitzer*innen gehören Kauknochen zur fast täglichen Grundversorgung. Sie dienen als Belohnung, zur Beschäftigung und sogar zur Zahnpflege. Doch vielen ist nicht bewusst, dass sich hinter diesen scheinbar harmlosen Kauartikeln eine große, unterschätzte Gefahr verbirgt.

In diesem Beitrag werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der Herstellung von Kauknochen und erklären dir, welche Risiken sie für die Gesundheit deines Hundes bergen.

Was war geschehen?

Im zweiten Halbjahr 2024 häuften sich Berichte von Hunden, die plötzlich unter schweren neurologischen Symptomen litten. Die betroffenen Tiere zeigten Krampfanfälle, Zittern, Panikattacken, unmotiviertes Jaulen und sogar Lähmungen. Diese Erkrankung, die später als „Werwolfsyndrom“ bezeichnet wurde, dauerte oft mehrere Tage bis Wochen an und betraf teilweise mehrere Hunde in einem Haushalt.

Zunächst war die Ursache unklar. Die Symptome deuteten auf eine mögliche Vergiftung hin, doch es fehlten handfeste Beweise. Im Laufe der Zeit verdichteten sich jedoch die Hinweise darauf, dass die Erkrankungen mit dem Konsum von chemisch belasteten Kauknochen zusammenhängen könnten.

Auch in der Vergangenheit gab es bereits vereinzelte Fälle mit ähnlichen Symptomen und der Vermutung einer Vergiftung. Diese wurden jedoch nie dokumentiert, systematisch untersucht oder einer bestimmten Ursache zugeordnet. Erst durch eine groß angelegte Befragung der Tierhochschule Hannover konnte der Verdacht auf die Kauknochen als Auslöser erhärtet werden.

Im Dezember 2024 folgten die ersten offiziellen Produktwarnungen in Dänemark und den Niederlanden. Diese Warnungen sorgten europaweit für große Aufmerksamkeit und veranlassten viele Tierhalter*innen, die Kauknochen kritisch zu hinterfragen.

Doch warum sind diese Produkte problematisch?

Die Herstellung von Kauknochen

Der Begriff „Kauknochen“ klingt zunächst nach einem natürlichen Produkt, ohne Gefahr für unsere Hunde. Doch die Realität sieht anders aus: Viele Kauknochen werden aus Büffel- oder Rinderhaut hergestellt, die in der Lederindustrie als Abfallprodukt anfällt.

Eine Tierhaut besteht aus drei Schichten:

  1. Oberhaut (Epidermis)
  2. Lederhaut (Dermis)
  3. Unterhaut (Subkutis)
Abb: Aufbau der Haut

Nur die Lederhaut wird für die Produktion von Lederartikeln und Kauknochen verwendet. Die beiden anderen Schichten sowie das Fell werden chemisch und mechanisch entfernt.

Der Produktionsprozess von Kauknochen

Der Herstellungsprozess von Kauknochen ist ein komplexer und chemisch intensiver Vorgang:

  • Konservierung der Häute: Die Tierhäute werden mit Salzen, ähnlich dem Streusalz, konserviert, um ein Verfaulen auf dem Weg zur Gerberei zu verhindern. Dieses Salz ist ungenießbar und könnte Rückstände auf den fertigen Kauknochen hinterlassen.
  • Behandlung in der Gerberei: In der Gerberei werden die Häute zunächst gewässert und dann mehrere Stunden bis Tage in eine konzentrierte Lauge mit Sulfiden und Enzymen eingelegt, um die Haut aufzuschließen und das Haar zu entfernen. Die verbleibende Lederhaut wird anschließend auf der Unterseite entfleischt.
  • Spaltung der Haut: Die Lederhaut wird je nach Dicke ein- oder mehrmals gespalten. Die obere Schicht wird zur Produktion von Lederartikeln genutzt, die übrigen Reste werden als sogenanntes Leimleder an Kauknochen-Hersteller verkauft.
  • Bleichen und Geruchsneutralisierung: Die Häute werden mit Bleichmitteln wie Wasserstoffperoxid behandelt, um sie aufzuhellen und unangenehme Gerüche zu beseitigen. Ohne diese Behandlung würden die Kauknochen nach fauligem Leder riechen.
  • Formgebung: Die Häute werden gekocht und in verschiedene Formen gepresst – typischerweise in Knochenform, aber auch als Ringe, Schuhe oder Frisbees. Teilweise wird Kleber verwendet, um die Form zu halten. Manche Produkte werden farbig eingefärbt oder geräuchert, um für Hunde besonders anziehend zu wirken.

Welche Schadstoffe können in Kauknochen enthalten sein?

Tests haben in Kauknochen zahlreiche Giftstoffe nachgewiesen, darunter:

  • Blei
  • Arsen
  • Quecksilber
  • Chromsalze
  • Formaldehyd

Diese Stoffe gelangen durch die chemischen Prozesse in der Lederindustrie in die Kauknochen und stellen eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit deines Hundes dar. Vor allem Schwermetalle wie Blei und Arsen können schwere neurologische Störungen hervorrufen.

Da Kauknochen nicht als Futtermittel gelten, fallen sie auch nicht unter die strengen Vorschriften für Tierfutter. Das bedeutet: Es gibt kaum Kontrollen der Inhaltsstoffe. Besonders problematisch sind Produkte aus Ländern mit weniger strengen Auflagen.

Abb: Kauknochen Mix

Warum sind Kauknochen trotzdem so beliebt?

Trotz der Risiken sind Kauknochen nach wie vor beliebt. Das liegt unter anderem daran, dass sie:

  • günstig sind
  • eine langanhaltende Beschäftigung bieten
  • angeblich die Zahnpflege unterstützen

Viele Hundebesitzer*innen sind sich der Risiken nicht bewusst. Die Verpackung vermittelt oft einen natürlichen und harmlosen Eindruck, obwohl der Inhalt alles andere als das ist.

Welche Alternativen gibt es?

Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, solltest du auf natürliche Kauartikel zurückgreifen. Hier sind einige sichere Alternativen:

  • Getrocknete Ohren (z. B. Rinderohren)
  • Rinderkopfhaut
  • Pansen
  • Lunge
  • Sehnen

Wähle Kauartikel von regionalen Herstellern. Achte auf deutsche oder europäische Herkunft und vermeide Produkte aus Asien, da dort oft weniger strenge Richtlinien gelten.

Ein hochwertiger Kauartikel besteht zu 100 % aus dem tierischen Rohprodukt – ohne Konservierungsstoffe, Bleichmittel, Farbstoffe oder künstliche Aromen (oft auch als Räucheraromen bezeichnet).

Kauartikel sollten schonend luftgetrocknet werden – entweder an der frischen Luft oder in speziellen Trockenkammern bei niedrigen Temperaturen (max. 60-70 °C). Diese Methode erhält die Nährstoffe und reduziert das Risiko von Schadstoffen.

Vorsicht bei:

  • Gefärbten oder gebleichten Kauartikeln
  • Geräucherten Produkten mit Aromen
  • Knochen aus gepresster Haut
  • Kauartikeln in stylischen Formen – z. B. Frisbee, Schuh

Fazit

Kauknochen aus Büffel- oder Rinderhaut sehen harmlos aus, doch sie können eine Gefahr für die Gesundheit deines Hundes darstellen. Die chemische Behandlung der Häute und die fehlenden gesetzlichen Kontrollen führen dazu, dass diese Produkte oft giftige Substanzen enthalten – und damit keine gute Beschäftigungsidee für deinen Hund sind.

👉 Greife auf Kauartikel aus vertrauenswürdigen Quellen zurück. Dein Hund wird es dir danken! 🐕💚

💡 Wusstest du, wie gefährlich viele Kauknochen sind?
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Quellen

  • ARTE. „Die dunkle Seite der Lederindustrie.“ ARTE Reportage, ARTE, https://www.arte.tv/de. [Abgerufen am 8. Januar 2025].
  • Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). „Chemische Risiken in Tierfutter und Kauartikeln.“ BfR, https://www.bfr.bund.de. [Abgerufen am 8. Januar 2025].
  • European Commission. „Safety Gate: Rapid Alert System for Dangerous Non-Food Products (RAPEX).“ Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/rapex. [Abgerufen am 8. Januar 2025].
  • Humane Society International (HSI). „Exposé über die Verwendung von Hunde- und Katzenfellen in Konsumgütern.“ Humane Society International, https://www.hsi.org. [Abgerufen am 8. Januar 2025].
  • ÖKO-TEST. „Gefährliche Kauknochen: Schwermetalle und Giftstoffe in Kauartikeln für Hunde.“ ÖKO-TEST, https://www.oekotest.de. [Abgerufen am 8. Januar 2025].
  • PETA Deutschland. „Chemische Belastung von Kauartikeln: Warum Kauknochen eine Gefahr für Hunde sind.“ PETA, https://www.peta.de. [Abgerufen am 8. Januar 2025].
  • Tierärztliche Hochschule Hannover. „Groß angelegte Befragung zu neurologischen Symptomen bei Hunden im Jahr 2024.“ Unveröffentlichte Studie, 2024.
  • Vetconsult. „Vergiftungsfälle durch chemisch behandelte Kauknochen.“ Fachzeitschrift für Tierärzte, Ausgabe Januar 2025.