Hypoallergenes Hundefutter, Allergie beim Hund

Was bedeutet hypoallergenes Hundefutter wirklich?

Wenn dein Hund sich ständig kratzt, Ohrenentzündungen oder Verdauungsprobleme hat, dann wird oft schnell auf eine „Allergie“ geschlossen. Genauso schnell erhältst du dann die Empfehlung auf hypoallergenes Hundefutter zu wechseln – wie zum Beispiel Lamm, Pferd oder Fisch. Das klingt zunächst logisch. Doch ist in vielen Fällen nicht hilfreich.

Denn, wo „hypoallergen“ draufsteht, muss nicht hypoallergen drin sein. In vielen Fällen ist dies schlicht Marketing, da dieser Begriff nicht geschützt ist. Dies führt immer wieder zu Missverständnissen. In diesem Beitrag schauen wir uns gemeinsam an, was wirklich hinter diesem Begriff steckt, umreißen kurz wie Allergien entstehen und warum exotisches Fleisch keine Garantie für ein beschwerdefreies Leben ist.

Wie entstehen Futtermittelallergien beim Hund?

Allergien entstehen, wenn das Immunsystem auf eigentlich harmlose Stoffe überreagiert. Das Immunsystem bekämpft diese harmlosen Stoffe, als wären sie gefährlich. Bei einer Futtermittelallergie erkennt der Körper bestimmte Eiweiße (Proteine) im Futter als „Feind“ und startet eine Abwehrreaktion. Das kann sich in Juckreiz, Verdauungsproblemen, Ohrenentzündungen oder auch Verhaltensveränderungen äußern.

Eine Allergie entsteht nicht beim ersten Kontakt. Das Immunsystem muss das Allergen zunächst kennenlernen, bevor es in „Freund oder Feind“ eingeteilt wird und gegebenenfalls eine Abwehrreaktion gestartet wird. Daher treten Allergien oft zeitverzögert auf, manchmal sogar erst nach Monaten oder Jahren mit demselben Futter.

Wenn du tiefer in dieses Thema eintauchen möchtest, dann empfehle ich dir auch folgende Beiträge:
„Futtermittelallergie bei Hunden und Katzen: Entstehung, Symptome und Vermeidung“
„Allergie und Unverträglichkeit beim Hund: Ursachen, Diagnose und Futtertipps“

Warum Lamm, Pferd oder Fisch nicht automatisch hypoallergen sind

Bestimmte Fleischsorten, wie Lamm, Pferd oder Fisch werden immer wieder als besonders gut für allergische Hunde geeignet bezeichnet. Historisch gesehen, hat diese Empfehlung ihre Richtigkeit: Denn früher wurden diese Proteinquellen seltener gefüttert und waren für den Endverbraucher schwerer zugänglich. Somit gab es auch weniger allergische Reaktionen auf diese Proteinquellen.

Doch mittlerweile hat sich die Verfügbarkeit komplett geändert und viele Hunde sind schon ausreichend mit diesen Proteinquellen in Berührung gekommen.
Außerdem ist keine Proteinquelle per se hypoallergen, denn gegen jede kann eine Allergie entstehen, wenn der Hund damit ausreichend in Kontakt gekommen ist.

Hydrolysiertes Protein im Hundefutter: Vorteile und Nachteile

Echtes hypoallergenes Hundefutter enthält meist hydrolysierte Proteine. Das sind Eiweiße, die so stark aufgespalten wurden, dass das Immunsystem sie nicht mehr als „Feind“ erkennen kann. Das klingt zunächst mal gut, doch in der Praxis bringt es einige Fallstricke mit sich.

  1. Oft werden günstige, minderwertige Ausgangsstoffe genutzt. Nicht selten wird Kollagen aus Schweineschwarten oder Federmehl genommen.
  2. Der Nährwert für den Hund ist fragwürdig, denn hydrolysiertes Protein hat kaum noch etwas mit einer natürlichen Ernährung zu tun.
  3. Der Geschmack des Futters ist scheinbar verbesserungswürdig, denn viel Hunde verweigern das Futter.
  4. Hypoallergenes Trockenfutter kommt zudem mit all den negativen Effekten eines Trockenfutters daher.

Wir können daher festhalten, dass hypoallergenes Hundefutter nicht automatisch die beste Lösung für einen allergischen Hund ist. Es ist eher ein Notfallmittel, wenn bei einer echten Allergie, wirklich nichts anderes mehr funktioniert und so sollte es auch genutzt werden.

Warum exotisches Fleisch nicht immer der Game-Changer bei einer Allergie ist

Nur weil sich eine Fleischsorte exotisch anhört, muss sie es für das Immunsystem gar nicht sein.

Grundsätzlich kann das Immunsystem auf jede Proteinquelle mit einer Allergie reagieren. Außerdem sind viele für uns erstmal exotisch klingende Tiere mit unseren Nutztieren eng verwandt. Das hat zur Folge, dass sie ähnliche Proteinstrukturen haben, welche das Immunsystem als bekannt erkennt.

Beispiel: Kudu – ein afrikanisches Wildrind – hört sich zunächst für uns exotisch an. Ist jedoch mit unserem Hausrind genetisch eng verwandt. Das bedeutet, wenn dein Hund auf Rind allergisch ist, kann er auch auf Kudu reagieren und, dass obwohl er es nie zuvor gefressen hat.

Die exotische Proteinquelle ist also nur scheinbar neu. Biologisch gesehen kann sie dem bekannten Allergen sehr ähnlich sein und damit keine echte Alternative darstellen.

Ausschlussdiät beim Hund: Der einzige sichere Weg zur Diagnose

Zunächst einmal: Eine fundierte Diagnose ist wichtig. Denn nicht jedes Jucken ist direkt eine Allergie. Bei einer Futtermittelallergie bringt nur eine strukturierte Ausschlussdiät wirkliche Klarheit.
Hier zu findest du mehr Informationen in meinem Beitrag: Ausschlussdiät

Wichtig: Füttere deinen Hund abwechslungsreich, um seinen Bedarf zu decken. Doch halte dir von Anfang an einige Proteinquellen konsequent zurück, für den Fall einer Allergie.
Auch die Wahl der Proteinquelle für eine Ausschlussdiät sollte nicht so exotisch wie möglich sein. Sondern eine gute Verfügbarkeit haben, hochwertig, gut verträglich und strategisch durchdacht sein

Hypoallergenes Hundefutter ist kein Zaubermittel

Hypoallergenes Hundefutter klingt nur scheinbar nach Sicherheit und einer guten Wahl bei Allergien. Doch die Realität sieht anders aus: Oft handelt es sich um eine reine Marketingmaßnahme und ein genauerer Blick auf die Zutatenliste entlarvt gar nicht so selten ein Futter mit fraglichem Inhalt.

Eine echte Allergie benötigt eine genaue Diagnostik und eine durchdachte Futterumstellung.

Exotische Proteinquellen sind nicht automatisch hypoallergen, sondern zunächst nur deshalb unproblematisch, weil sie bisher noch nicht oder nur selten gefüttert wurden. Trotzdem kann dein Hund darauf jederzeit reagieren. Greife daher nicht zur einfachsten und schnellsten Lösung.

Lamm, Pferd und Fisch sind historisch gesehen eine wenig gefütterte Proteinquelle. Doch mittlerweile hat sich die Nachfrage so gewandelt, dass diese Sorten immer stärker in den Fokus rücken und auch gesunde Hunde mit diesen Proteinquellen häufig in Kontakt kommen. Womit sie für eine Ausschlussdiät oder Fütterung eines echten Allergikers meist ungeeignet sind.

Möchtest du Unterstützung bei der Ausschlussdiät? Ich helfe dir Schritt für Schritt auf dem Weg zu einem verträglichen, leicht verdaulichen Futter, das wirklich wirkt.

FAQ: Hypoallergenes Hundefutter

Was bedeutet hypoallergenes Hundefutter eigentlich?
Hypoallergen heißt „weniger allergen“. In der Praxis ist dieser Begriff nicht geschützt und wird häufig zu Marketingzwecken genutzt. Ob ein Futter wirklich verträglich ist, zeigt sich erst im Alltag oder durch eine Ausschlussdiät.

Hilft hypoallergenes Hundefutter immer bei Allergien?
Nein. Hunde können grundsätzlich gegen jede Zutat eine Allergie entwickeln. Dazu zählen auch exotische Proteinquellen, wie Känguru, Pferd oder Strauß.

Sind hydrolysierte Proteine besser für Allergiker-Hunde?
Hydrolysiertes Protein wird so stark aufgespalten, dass es für das Immunsystem kaum zu erkennen ist. Klingt gut, hat aber Nachteile: oft schlechtere Nährstoffqualität, fragwürdige Ausgangsstoffe und oft schlechter Geschmack.

Welche Fleischsorten eignen sich für allergische Hunde?
Es gibt keine pauschale Empfehlung. Wichtig ist, dass die gewählte Proteinquelle für den Hund neu ist und strategisch ausgewählt wird. Das entscheidet sich individuell, oft erst nach eingehender Anamnese.

Wie finde ich heraus, ob mein Hund wirklich eine Futtermittelallergie hat?
Nur durch eine strukturierte Ausschlussdiät, möglichst unter fachlicher Begleitung. Hauttests oder Bluttests liefern beim Hund keine verlässlichen Ergebnisse.

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